Klinische Rechtsmedizin im Brandenburgischen Landesinstitut für Rechtsmedizin (BLR)
Beschreibung
Eine Langzeitanalyse.
Einzelartikel aus:
Archiv für Kriminologie Band 256
Heft 3 und 4, Sept./Okt. 2025
Verfasst von:
Sarah Dziedzina, Knut Albrecht
Zusammenfassung
Die vorliegende Studie wurde retrospektiv für die Jahre 1992 – 2022 die Entwicklung der klinischen Rechtsmedizin im Land Brandenburg untersucht und versucht, die Bedeutung und Notwendigkeit dieses Teilgebietes der „Rechtsmedizin“ im Kontext der Landesversorgung näher darzustellen. Im Rahmen einer umfassenden Studie wurden über einen Zeitraum von dreißig Jahren 1.750 rechtsmedizinische Untersuchungen ausgewertet. Die retrospektive Analyse zeigt eine Zunahme entsprechender Untersuchungen am Brandenburgischen Landesinstitut für Rechtsmedizin in Potsdam. Die vorliegende Entwicklung ist unter anderem auf die zunehmende Etablierung des BLR im Kontext der rechtsmedizinischen Versorgung im Land, verstärkte Aufklärung und Schulungsmaßnahmen sowie auf eine zunehmende Vernetzung mit Opferschutzeinrichtungen zurückzuführen.
Die Ergebnisse der Untersuchung legen nahe, dass Frauen in signifikant höherer Frequenz Opfer von häuslicher und sexualisierter Gewalt werden, während Männer überwiegend als Tatverdächtige auftreten, jedoch auch selbst Gewalt erfahren können, insbesondere im öffentlichen Raum. Kinder und ältere Menschen gelten allgemein als besonders vulnerable Gruppen, waren jedoch zahlenmäßig unterrepräsentiert.
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass stumpfe Gewalt, die häufigste Form der Verletzungen darstellt. Die vorliegende Arbeit präsentiert zentrale Auszüge einer Dissertation, die die Rolle der klinischen Rechtsmedizin für die Aufklärung und Dokumentation von Gewalttaten im Land Brandenburg näher untersucht und zugleich mögliche strukturelle Defizite erkennen soll und zwar insbesondere im Hinblick auf die Vernetzung zwischen Justiz, Polizei und medizinischen Fachkräften. Um eine effektive Versorgung und eine lückenlose Beweissicherung sicherzustellen, wird die Notwendigkeit einer engeren interdisziplinären Zusammenarbeit betont. Besonders dringlich erscheint der Ausbau niedrigschwelliger Untersuchungsangebote, wie beispielsweise Gewaltopferambulanzen, die eine vertrauliche Untersuchung und Dokumentation auch unabhängig von einer Strafanzeige ermöglichen.
Schlüsselwörter: Klinische Rechtsmedizin – Brandenburg – häusliche Gewalt – sexualisierte Gewalt – Opferbetreuung
Summary
The present restrospective study examined the development of clinical forensic medicine in the state of Brandenburg from 1992 to 2022 and seeks to elucidate the significance and necessity of this subspecialty within the context of regional healthcare provision. Over a period of thirty years, a total of 1,750 forensic medical reports were evaluated as part of a comprehensive retrospective analysis. The findings demonstrate an increase in the number of clinical forensic examinations conducted at the Brandenburg State Institute of Forensic Medicine in Potsdam. This trend can be attributed, among other factors, to the growing establishment of the BLR within the regional forensic medical landscape, enhanced awareness and training initiatives, and an increasing network with victim support organizations.
The results indicate that women are significantly more frequently victims of domestic and sexual violence, whereas men predominantly appear as suspects, although they too may experience violence, particularly in public settings. Children and the elderly, generally considered particularly vulnerable groups, were numerically underrepresented in the sample. The analysis further revealed that blunt force trauma constitutes the most common form of injury. This work presents key findings from a dissertation that explores the role of clinical forensic medicine in the investigation and documentation of violent crimes in Brandenburg, while also identifying potential structural deficits—especially regarding the collaboration between the judiciary, police, and medical professionals. To ensure effective care and comprehensive preservation of evidence, the study emphasizes the necessity for closer interdisciplinary cooperation. Of particular urgency is the expansion of low-threshold examination services, such as violence victim outpatient clinics, which enable confidential examination and documentation independent of the filing of a criminal complaint.
Key words: Clinical forensic medicine – Brandenburg – domestic violence – sexualised violence – victim support
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