Zum Phänomen der doppelstreifigen Hautblutungen
Beschreibung
Einzelartikel aus:
Archiv für Kriminologie Band 255
Heft 3 und 4, März/April 2025
Verfasst von:
Michael Bohnert, Stefanie Trella, Christine Zander
Zusammenfassung
Doppelstreifig konturierte Hautblutungen oder Hautrötungen als Folge von Schlägen mit länglichen Gegenständen gelten als typisches Beispiel für geformte Verletzungen. Umso erstaunlicher ist es, dass das Phänomen in der rechtsmedizinischen Primär- und Sekundärliteratur zwar regelmäßig erwähnt, aber vergleichsweise selten detaillierter beschrieben wird. Bei der Untersuchung einer Geschädigten, die angab, heftige Schläge mit Rohrstöcken auf das Gesäß erhalten zu haben, konnte ein vom lehrbuchhaften Befund abweichendes Verletzungsbild festgestellt werden: Es zeigten sich doppelstreifige, schürfungsartig imponierende Hautläsionen, die flankiert wurden von dünnen Streifen blasser, unverletzter Haut und kräftigen, blauvioletten Hämatomen. Insbesondere die schürfungsartigen Verletzungen ließen den Verdacht aufkommen, dass ein kantiger Gegenstand als Schlagwerkzeug verwendet worden war, was jedoch im Widerspruch zu den Angaben sowohl der Geschädigten als auch des Beschuldigten stand. Bei experimentellen Schlägen mit vergleichbaren runden Stöcken auf ein Weichgewebemodell konnte gezeigt werden, dass die Oberhautschädigungen durch Überdehnung im Randbereich der komprimierten Haut entstehen, wenn das Weichgewebe sehr rasch und tief eingedrückt wird. Eine vergleichbare Situation liegt bei kräftigen Schlägen auf das Gesäß vor: Das Weichgewebe ist mehrere Zentimeter dick und weich, es kann tief eingedrückt werden.
Schlüsselwörter: Doppelstriemen – Doppelstreifen – Subkutane Blutung – Intradermale Blutung – Stumpfe Gewalt – Geformte Verletzung
Summary
Double-striped contoured skin hemorrhages or reddening of the skin as a result of blows with elongated objects are considered typical examples of shaped injuries. It is therefore even more surprising that although the phenomenon is regularly mentioned in primary and secondary forensic medical literature, it is comparatively rarely described in detail. The examination of an injured woman who stated that she had been severely beaten on the buttocks with canes revealed an injury pattern that deviated from the textbook findings: There were double-striped, abrasion-like impressive skin lesions flanked by thin strips of pale, uninjured skin and strong, blue-violet hematomas. The abrasion-like injuries gave rise to the suspicion that an edged object had been used as a striking tool, although this contradicted the statements made by both the injured woman and the suspicious. Experimental blows with comparable round sticks on a soft tissue model showed that the epidermal damage is caused by overstretching in the edge area of the compressed skin when the soft tissue is pressed in very quickly and deeply. A comparable situation exists with strong blows to the buttocks: The soft tissue is several centimetres thick and can be deeply compressed.
Keywords: Tramline bruise – Double stripes – Subcutaneous bleeding – Intradermal
bleeding – Blunt force – Patterned injury
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