Zur Aussagekraft der postmortalen Pupillenweite - eine Literaturstudie
Beschreibung
Einzelartikel aus:
Archiv für Kriminologie Band 254
Heft 3 und 4, Sept./Okt. 2024
Verfasst von:
Info Wirth und Andreas Schmeling
Zusammenfassung
An den Pupillen des menschlichen Leichnams sind verschieden verursachte Größenveränderungen zu beobachten. Die spontane Herausbildung einer Miosis und mitunter einer später feststellbaren Mydriasis wird hauptsächlich vom Ablauf der Totenstarre an der Irismuskulatur bestimmt. Als supravitale Erscheinung lassen sich im frühpostmortalen Intervall durch pharmakologische und elektrische Reizung unterschiedlich lange auslösbare Veränderungen der Pupillenweite hervorrufen. Schließlich können symptomatische Pupillenveränderungen bei einer Reihe von Vergiftungen, bei Schädelinnenblutungen und beim Erhängen auftreten. Die vielfach nachgewiesenen Unregelmäßigkeiten und Paradoxien im postmortalen Verhalten der Pupillen begründen, warum spontane, induzierte und symptomatische Pupillenveränderungen keine verlässliche diagnostische Aussagekraft besitzen, und sich insbesondere die Berücksichtigung der Pupillenweite bei der Komplexmethode der Todeszeitschätzung verbietet.
Schlüsselwörter: Postmortale Pupillenweite – supravitale Reaktionen – Vergiftungsdiagnostik – Schädelinnenblutungen – Erhängen
Summary
Changes in the size of the human corpse’s pupils can be observed due to various causes. The spontaneous development of miosis and occasionally later detectable mydriasis is mainly determined by the progression of rigor mortis in the iris muscles. As a supravital phenomenon, different durations of pupil width changes can be induced in the early post-mortem interval through pharmacological and electrical stimulation. Furthermore, symptomatic changes in pupils can occur in cases of poisoning, intracranial haemorrhage, and hanging. The numerous irregularities and paradoxes in the post-mortem behaviour of pupils justify why spontaneous, induced, and symptomatic pupil changes do not possess reliable diagnostic significance. Particularly, the consideration of pupil width in the complex method of estimating time of death is discouraged.
Key words: Post-mortem pupil width – supravital reactions – poisoning diagnosis – intracranial haemorrhages – hanging
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