Zur Entstehung, Morphologie und Verteilung von Hautrissen bei Brandtodesfällen

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Beschreibung

Einzelartikel aus:

Archiv für Kriminologie Band 254

Heft 5 und 6, Nov./Dez. 2024


Verfasst von:

Michael Bohnert, Theresa Kellner, Simone Bohnert


Zusammenfassung

Zu den häufigen äußeren Befunden bei Brandtodesfällen zählen Risse der Haut. Dieser Befund wird zwar regelmäßig in der Literatur erwähnt, es existieren nach unserem Wissen jedoch keine systematischen Untersuchungen zur Entstehung, zur Häufigkeit und zum Verteilungsmuster. Retrospektiv wurden 80 Brandtodesfälle im Hinblick auf das Vorkommen, die anatomische Verteilung und Anordnung von Hitzerissen untersucht. Alle festgestellten Risse wurden in einem Avatar eingezeichnet und mit den von Pinkus, Langer oder Lemperle beschriebenen Hauptfalt- und Hauptspannungslinien verglichen. Hitzerisse waren nur dann zu finden, wenn mindestens drittgradige, überwiegend jedoch viertgradige Verbrennungen vorlagen. Sie traten dann in allen Körperregionen auf; besonders häufig kamen sie in den Beugefalten der großen Extremitätengelenke, am Brustkorb, in der Leistenregion und über den Bäuchen großer Extremitätenmuskeln vor. Es zeigte sich keine eindeutige Kongruenz mit dem Verlauf der Hauptfaltlinien nach Pinkus, der Hauptspannungslinien nach Langer oder der Spannungslinien nach Lemperle. Der Wundgrund der Risse wies in keinem Fall direkte Verbrennungen auf, so dass anzunehmen ist, dass sie erst bei der Abkühlung des Leichnams entstehen, wenn die bei der Schrumpfung des Gewebes entstehenden Zugkräfte durch die hitzebedingt degradierten elastischen Fasern der Haut nicht mehr aufgefangen werden können. Gerade bei den Rissen im Bereich großer Gelenke ist daran zu denken, dass sie beim Bergen oder späteren Bewegen des Leichnams entstanden sein können.

Schlüsselwörter: Hitzerisse – Haut – Verbrennung – Brandleiche – Hautspaltlinien – Hauptfaltlinien


Summary

Heat splits in the skin are a common external finding in burn deaths. Although this finding is regularly mentioned in the literature, to our knowledge there are no systematic studies on the occurrence, frequency and distribution pattern. Retrospectively, 80 fire deaths were examined with regard to the occurrence, anatomical distribution and arrangement of heat splits. All splits found were plotted in an avatar and compared with the main folding lines and cleavage lines described by Pinkus, Langer and Lemperle. Heat splits were only found if there were at least third-degree, but predominantly fourth-degree burns. They then occurred in all regions of the body; they were particularly common in the flexion folds of the large extremity joints, on the chest, in the groin region and over the muscles of the extremities. There was no clear congruence with the course of the main folding lines according to Pinkus, the cleavage lines according to Langer or the tension lines according to Lemperle. In no case did the wound bed of the splits show direct burns, so that it can be assumed that they occur when the corpse cools down, when the tensile forces resulting from the shrinkage of the tissue can no longer be absorbed by the heat-induced degraded elastic fibers of the skin. Particularly in the case of heat splits in the area of large joints, it should be borne in mind that they can occur during salvage or late recovery.

Keywords: Heat splits – skin – burns – burned body – cleavage lines – main folding lines



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